Samstag, 19. Oktober 2013

Auf dem Bauernhof II

Der Professor wachte heute morgen auf und sagt als erstes: "Können wir wieder auf den Bauernhof?" und "Wann fahren wir wieder auf den Bauernhof?"

Klar, für ihn war es besonders aufregend - am ersten Tag weinte er plötzlich ganz verzweifelt auf dem großen Spielplatz - da kam ein Huhn auf ihn zu!
Nach einer Woche hat er die Hühner zwar immer noch nicht gefüttert, er kam aber damit klar, dass sie frei herum laufen dürfen. 
Außerdem ist er geritten (am dritten Tag, aber er hat es getan)! Und es hat ihm gefallen! Zwei Meilensteine für den eher vorsichtigen Herrn Professor. 

Der Rabauke hätte jeden Tag soviel reiten können, wie er möchte. Er war aber jeweils mit zwei Runden auf der Weide auf einem Pony zufrieden. Es gab einfach sonst auch zu viel zu tun.
Man kann es so nicht sehen, aber hinter den Bäumen, das ist nicht der Himmel sondern die Ostsee!

Am ersten Tag war der Rabauke auf dem Spielplatz unterwegs. Er hatte für die Reise eine kleine Werkzeugkollektion zusammengestellt. Ein paar Hämmer, viele kleine Holzstücke, die alles mögliche sein können, einen Zollstock, die Blechkiste seines Akkuschraubers und diverse Kleinigkeiten, die irgendwie noch mal praktisch sein könnten (Schrauben, Bits...). Auf dem Spielplatz gab es einen Ikea Mammut Tisch, der hatte für den Rabauken die perfekte Arbeitstischhöhe. Am ersten Tag schon fand der kleine Mann diesen Tisch, zum Arbeiten wurde das sperrige Ding überall hin geschleppt. Er baute dann seine Werkstatt darauf auf und fing an zu abeiten. Wenn er sägt, dann macht er ein fieses Sägeggeräusch - einer Kreissäge wirklich zum Verwechseln ähnlich, oder einem echt schlimm weinenden Kind... 
Die Frau des Bauern war dabei, eine der Wohnungen zu säubern, als dies schrille Gekreische los ging. Sie war erschrocken und dachte ein Kind weint auf höchster Stufe, Bein gebrochen, mindestens. Sie guckte nach (und sah wahrscheinlich eine lesende, Kaffee trinkende und entspannte Mama und dann erst das Kind) - dies Kind weinte nicht .... es arbeitete.
Sie erzählte später, dass sie dann erst erst mal ihr gesamtes Team zum Fenster rief- zum Gucken und Lachen....
Also, der Rabauke war glücklich, viel Platz, überall Tiere und etwas zu Arbeiten, viele Freiheiten, dazwischen ging man mal an die Ostsee (da findet man mehr Material zum Arbeiten), hält die Schuhe ins Wasser (ob mit oder ohne Gummistiefel kümmert ihn nicht so). Und immer tauchte plötzlich die Oma auf mit oder ohne Opa, also gab es auch immer genügend Menschen für die Jungs.

Oh man, und jetzt sind wir wieder zu Hause und haben echte Schwierigkeiten in der Realität anzukommen. Wir Großen schaffen das schon, aber alle kleinen Männer haben den Betreuungsschlüssel von 4-6 (Mama, Papa, Oma, Opa und manchmal noch der Onkel und seine Süße) zu 3 total genossen und wollen nicht zurück auf 3 Jungs zu 2 Eltern, die einen Haushalt am Laufen halten müssen (7 Maschinen Wäsche)... Das heißt für uns, dass keiner mehr warten kann und einfach in Endlosschleife "Mami/Papi + Bedürfnis" quakt, weil er erwartet, dass jemand alle anderen Dinge sofort beenden kann um sich um das dringende Bedürfnis zu kümmern (z.B. "mein Schuh ist offen / nicht so schön zugebunden", "ich habe Durst und vergessen, wie man sich selbst etwas zu Trinken nimmt", "ich finde ein wichtiges Spielzeug nicht", "mir ist wangleilig" oder einfach auch nur "ich habe lange nicht auf mich aufmerksam gemacht"....)
Arghhh! Naja, wir schaffen auch das.

So, genau wie der Tag angefangen hat, so hört er auch auf. Der Professor sagt kurz vor dem Einschlafen: "Mama, ich möchte wieder auf den Bauernhof fahren." 

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